Bioresonanz und kinesiologischer Muskeltest
Erstellt von r.ehlers am Freitag 12. Dezember 2014
Weil ich so oft von Gesprächspartnern halb fragend informiert werde, dass „man“ durch die Bioresoanztherapie festgestellt hätte, dass sie dieses oder jenes Lebensmittel nicht vertrügen, will ich ein Wort zum Sinn dieser Therapie sagen.
Wikipedia fasst sich relativ kurz beim Stichwort Bioresonaztherapie, wie ich meine, wirklich zu Recht, s. https://de.wikipedia.org/wiki/Bioresonanztherapie
„Die Bioresonanztherapie, abgekürzt BRT, alternative Bezeichnungen sind Mora-Therapie, biophysikalische Informationstherapie oder Multiresonanztherapie, ist eine wissenschaftlich nicht belegte, alternativmedizinische Methode, die zur Behandlung diverser Krankheiten dienen soll. Darunter fallen auch Krankheitsbilder, die in der evidenzbasierten Medizin unbekannt sind und im Widerspruch zu grundlegenden Erkenntnissen über die menschliche Physiologie stehen (vgl. „Zuckerallergie“).
Die Bioresonanztherapie gehört daher nicht zum Methodenspektrum der wissenschaftlichen Medizin. Einen Nachweis für eine Wirksamkeit, die über Placeboeffekte hinausginge, gibt es nicht. Die Bioresonanztherapie hat nichts mit Biofeedback zu tun.
Herkunft. Die Bioresonanzverfahren leiten sich von der 1920 in den USA von Albert Abrams entwickelten Radionik ab, der durch die American Medical Association dafür als „the dean of twentieth century charlatans“ (dt. Dekan der Quacksalber des 20. Jahrhunderts) bezeichnetet wurde.[1] Die Verfahren wurden 1977 von dem deutschen Scientologen Franz Morell und seinem Schwiegersohn, dem Ingenieur Erich Rasche, als MORA-Therapie eingeführt.“
Scientology-Symbol -de.wikipedia.org-
„Um nicht weiter in die Nähe von Scientology gerückt zu werden, benannten sich in den 1990er Jahren mehrere bedeutende Therapeutenvereinigungen um und verbannten „Bioresonanz“ aus ihrer Namensgebung. So existieren ähnliche Verfahren unter den Namen Biokommunikations-, Bicom-, Multicom- und Multiresonanztherapie, Biophysikalische Informationstherapie (BIT), Diagnostische Resonanztherapie (DRT), Sequentielle Frequenzdiagnostik, Lykotronik-Therapie, SomaDyne, VegaSTT oder Matrix-Regerationstherapie.
Verfahren. Zur Messung berührt der Proband über mindestens zwei Elektroden ein Gerät, dessen Funktionsweise von den Herstellern nicht offengelegt wird. Vermutlich messen sie den Hautwiderstand, ähnlich einem Lügendetektor, der Elektroakupunktur nach Voll (EAV) oder dem in der Scientology verwendeten E-Meter – L. Ron Hubbard, Gründer von Scientology, entwickelte ein „Radionics“-Gerät. Einige Geräte verstärken elektrische Signale im Niederfrequenzbereich, wie der Verstärker einer Stereoanlage, wobei sich Krankheiten als vorgebliche Störung im Frequenzmuster zeigen sollen.
Für die von den Verfechtern der Bioresonanztherapie behaupteten normalen oder krankhaften Frequenzmuster wurden bisher keine Belege erbracht. Es sind auch keine physikalischen und biologischen Grundlagen für eine „Löschung“ solcher Frequenzmuster im Körper wissenschaftlich nachgewiesen, wie von den Vertretern der Bioresonanztherapie angenommen wird.
Wirksamkeit. Eine große Zahl von wissenschaftlichen Studien konnte zeigen, dass Heilungserfolge bei der Allergiebehandlung von Kindern nicht reproduzierbar waren.“
Ich will aber nicht nur die Meinung des oder der Moderatoren von Wikipedia wiedergeben, zumal ich eigene Erfahrungen mit Bioresonanzgeräten gemacht habe und mir absolut sicher bin, dass die Methode keinen Wert hat, auch wenn nach Angaben eines Herstellers über 5500 naturheilkundlich orientierte Ärzte und Heilpraktiker allein in Deutschland die Bioresonanz nach seinem Schema (Paul Schmidt) anwenden, s. http://www.rayonex.de/was-ist-bioresonanz#modal_close.
Zunächst will ich ein Wort sagen zur Ehrenrettung der Therapeuten und der Patienten, die sich auf die Bioresonanzmethode einlassen.
Die elektrisch betriebenen Geräte mit Bildschirm, Tastatur und einem ooder zwei anzufasenden Elektroden vermitteln schon den Eindruck einer effektiven elektrotechnischen Anlage. Wenn dann noch der Therapeut nach vorgegebenem Plan gründlich die vielen gesundheitlich relevanten Felder beim Patienten erfragt und sich mit den Antworten am Bildschirm ein individuelles Schaubild ergibt, kann sich der unbefangen Mensch nicht vorstellen, dass das alles keinen Sinn machen soll. Schließlich bekommt er am Ende der langen Erhebung klar gesagt, was für ihn gut ist und was nicht. Warum soll er denn das nicht glauben?
Wer sagt denn auch, dass ein Placebo-Effekt völlig wertlos sei? Der Anblick eines Arztes im weißen Kittel mit umhängendem Stethoskop sorgt doch auch für eine positive Erwartungshaltung und die nötige Compliance (Fügsamkeit) des Patienten. In der Beschäftigung mit dem Bioresonanzgerät kann sich daher durchaus eine gute Arbeitsbeziehung zwischen Therapeut und Patient ergeben, die sich auszahlt.
Ich habe solche Geräte selbst in Aktion erlebt auf Messen und bei einer prospektiven Vertriebspartnerin, als ich noch im Vertrieb der Aminas Vitalkost tätig war. Ich besuchte letztere zusammen mit einem früheren Geschäftspartner, der ebenso wie ich die Prozedur mit dem Bioresonanzgerät erleben durfte. Während der Demonstration hatte ich nur Verständnisfragen gestellt, hatte mich aber bewusst mit dem inneren Aufkommen von kritschen Fragen und ihrer Äußerung zurückgehalten. Mein Geschäftspartner sagte auch nichts, zeigte sich auf der Heimreise aber absolut überwältigt von der großartigen Methode, die richten Wege zur Gesundheit zu ermitteln.
Also fragte ich ihn nach einer Erklärung dafür, wie denn das Gerät nach der Eingabe spezifischer Fragen zu der Wiedergabe der Schwingungen der angesprochenen Substanzen gelangen und diese sogar in Bezug auf ihre gesundheitliche Verträglichkeit abbilden könnte. Ich denke nicht, dass es lohnt, sich weiter um eine Antort auf diese Frage zu bemühen.
Exkurs 1: Der kinesiologische Muskeltest
Als Diagnoseverfahren wird in der sog.angewandten Kinesiologie ein sogenannter Muskeltest eingesetzt, durch den Ungleichgewichte und Dysfunktionen von Substanzen, Informationen, Emotionen und Therapien festgestellt werden sollen. Von Anhängern wird dies als eine Form von „Biofeedback“ angesehen.
Kinesiologen nehmen an, dass nicht nur unser Geist, sonden auch jeder Muskel des Körpers auf die Äußerung eines Gedankens oder die Präsenz eines Substrats, einer Information oder einer Emotion reagieren, und zwar durch ein angeblich nicht willentlich beeinflussbares Nachgeben. Wählt man z.B. den Deltamuskel des Oberarms als Indikator-Muskel und lässt den Kinesiologen für einen Moment einen bestimmte Druck auf den ausgestrecketn Arm ausüben, wird der Arm im Sinne dieser Übung abhängig vom angesprochenen Thema oder Stoff hart und unnachgiebig oder weich und schlaff. In der Praxis kommen sehr deutliche Ausschläge vor, die von den Beteiligten als zwingender Beweis für die Wirksamkeit des Tests genommen werden.
Tatsächlich ist der Indikator-Muskel völlig unwissend. Er ist doch nicht mehr als ein Werkzeug, das vom Menschen bewusst und unbewusst eingesetzt wird. Die Erwartungshaltungen von Therapeut und Proband beeinflussen hingegen ganz natürlich die erfolgenden Reaktionen.
Hier gilt dasselbe wie bei der Bioresonanz, dass sich aus der Interaktion zwischen Therapeut und Patient und dem Glauben an die Sinnhaftigkeit der Anordnung placebohafte positive Schlüsse ergeben können.
Exkurs 2: Die Raffinesse der Scientologen
Die Scientologen, die in der nachfolge ihres Gründers, des mittelmäßigen Science-Fiction-Autors Ron L. Hubbard, eine Quasireligion aufgebaut haben, verbreiten zwar die alleralbensten Lehren über die Entstehung der Welt und den Sinn des Lebens. Man machte aber einen Fehler, wenn man sie für dumm erklärte. Sie haben sich aus gutem Grund bewusst gegen die Psychologie, die Psychiatrie und die Psycholanalyse gestellt und sie zu ihren Hauptfeinden erklärt. Sei haben nämlich von ihnen gelernt, in die Tiefen des menschlichen Bewusstseins einzusteigen und dort massiv Wirkungen auszulösen.
De Scientologen benutzen Bio-Resonanzgeräte mit zwei Polen, die ihnen wie bei einem Lügendetektor schon gewisse Möglichkeiten geben, die Ehrlichkeit abgefragter Aussagen zu beurteilen. Entscheidend aber ist, dass sie alle Menschen, die sie in ihre Fänge kriegen, gnadenlos bis in die letzten Winkel ihrer Emotionen und Gedanken ausfragen. Es ist das Geheimnis ihres Erfolges, dass sich die Befragten damit ernst genommen fühlen und daher bereit sind, der Organisation und ihren Betreibern alles zu geben, was sie haben, und alles zu glauben, was sie verkünden!